Das Pulverfass „Naher Osten“ ist zuletzt wieder durch den Konflikt in Syrien im Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit. Immer ist hierbei auch der Staat Israel und die israelische Politik dem kritischen Blick der Medien ausgesetzt. Dies ist für Dr. Gabriel Nick, langjähriger Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Giessen, immer wieder eine Motivation, seine Sicht auf die Krisenregion zu erläutern.
Auf Einladung von Thorsten Rohde, Lehrer am Landgraf-Ludwigs-Gymnasium, sprach Nick mit angehenden Abiturienten unter anderem über die israelische Rolle im syrischen Bürgerkrieg. Nick stellte klar, dass der arabische Frühling durchaus zu einem arabischen Herbst werden könne, sollten sich in Libyen, Ägypten und Syrien die Islamisten durchsetzen.
Ebenso wurde kontrovers über die israelische Politik gegenüber den Palästinensern diskutiert. Hierbei betonte Nick, dass auch der Bau der Sperranlage legitim sei, wenn so palästinensischer Terror verhindert werden könne. Man solle in Deutschland nicht vergessen, dass militärische Einsätze Israels doch meist Reaktionen auf vorangegangene Attacken terroristischer Palästinenser oder der Hizbollah seien.
Nick stellte klar, dass er sich durchaus daran störe, wenn in deutschen Medien das Bild des „bösen Israeli“ entstünde, der die Friedensbemühungen im Nahen Osten torpediere. Vielmehr sei auf arabisch-palästinensischer Seite keine Bewegung zu einer Reanimierung des Friedensprozesses zu erkennen. Besonderen Wert legte Nick darauf, dass es vor 1948 nie „Palästinenser“, sondern ausschließlich Araber gegeben habe. Seiner Meinung nach, ist der Name ein Konstrukt, ein politischer Kampfbegriff. Dieser soll die Integration der betroffenen Menschen, von denen viele in den Nachbarländern Israels leben, in die dortigen Gesellschaften unmöglich machen. Auf diese Weise, so Nick, entziehen sich die arabischen Regierungen der Verantwortung für diese Menschen und halten den Konflikt am kochen.
Auch die innenpolitischen Spannungen in Israel, die zum Beispiel zu starken Konflikten zwischen religiösen und säkularen Juden führten, wurden angesprochen. Nick äußerte hier seine großen Sorgen über den wachsenden Einfluss der Orthodoxen.
Die Schüler waren trotz des wenig optimistischen Fazits ihres Gastes dankbar für die Diskussion. „Einen so persönlichen Einblick in den Konflikt kann uns schließlich kein Lehrer bieten“, schloss dann auch einer der Teilnehmer.