Erster Preis für Antonius Albert Achtner und zwei dritte Preise für Joel Bjarne Gerhardt sowie Christine Pfeiffer und Margaretha Scholz
Körber-Stiftung/David Ausserhofer
Nachdem bereits bei der Landespreisverleihung im Juli sechs Arbeiten von Schülerinnen und Schülern des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums mit Landespreisen und zwei mit Förderpreisen ausgezeichnet worden waren, gingen nun noch drei der 50 Bundespreise an das LLG.
Joel Bjarne Gerhardt (Klasse 9) erhielt für seine Arbeit (»Vertreibung und Anderssein. Ungarndeutsche Heimatvertriebene in Odenhausen und Salzböden«) ebenso einen dritten Bundespreis wie Christine Pfeiffer und Margaretha Scholz (Klasse 11) für ihren Beitrag (»Ein Riss durch die Gießener Bürgerschaft. Der Konflikt um die Besetzung derArmendeputation 1889«)
Antonius Albert Achtner (Klasse 11) wurde am Dienstag, dem 17. November 2015, sogar von Bundespräsident Gauck für seine herausragende Arbeit (»›Es muss eine Separation getroffen werden …‹ Städtische Armenfürsorge im Gießen des 19. Jahrhunderts«) mit einem der ersten fünf Bundespreise geehrt.
Im aktuellen Magazin für historisch-politische Bildung spurensuchen ist über Antonius und seine preisgekrönte Arbeit zu lesen:
»Die Lust, sich über längere Zeit in ein Thema zu vertiefen, hat Antonius Albert Achtner in der letzten Runde des Geschichtswettbewerbs entdeckt. Erneut teilzunehmen stand für ihn fest. Zwar sprach ihn das Thema »Anders sein« zunächst wenig an. Aber schon bald fand der 17-jährige sein Thema und recherchierte während der Herbstferien im Gießener Stadtarchiv den Quellenbestand zur Armenfürsorge. Antonius wollte herausfinden, inwieweit Arme innerhalb der protestantisch geprägten Gesellschaft Gießens im 19. Jahrhundert als »Andere« wahrgenommen wurden. Er lernte Sütterlin, durchleuchtete jedes Dokument nach Hinweisen und Randnotizen und stieß in den Quellen verschiedener Institutionen der Armenfürsorge auf eine Unterteilung in sogenannte würdige und unwürdige Arme. Die Vergabe von Unterstützungen war damals eine mildtätige Gabe und viel expliziter als heute mit einer moralischen Beurteilung der Empfänger verbunden. Während etwa Witwen und Waisenkinder als besonders unterstützungswürdig galten, wurde jenen, die man für arbeitsscheu hielt, die Hilfeleistung versagt. Am Ende der Akzeptanzskala fanden sich die als anstößig geltenden Bettler, die marginalisiert und verfolgt wurden. Dass die würdigen Armen das verwahrloste Bürgerhospital möglichst mieden, in dem vorwiegend Unwürdige Unterschlupf suchten, zeigt auch die räumliche Trennung. Auch wenn die Situation heute ungleich anders ist und der Staat einklagbare Sozialleistungen gewährt, hat Antonius durch seine historische Recherche erkannt, dass sich gewisse mentale Prägungen und Werturteile etwa gegenüber Sozialhilfeempfängern bis heute gehalten haben.«
Körber-Stiftung/David Ausserhofer
Da das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium nicht nur landesbeste Schule in Hessen, sondern auf Bundesebene auch noch auf Rang 3 landete, nahmen auf Einladung der Körber-Stiftung neben Antonius und seinem Tutor Christoph Geibel, auch Joel Bjarne Gerhardt, Chantal Glatthaar, Margaretha Scholz und Tutorin Isabell Leiter-Münch an der Preisverleihung im Schloss Bellevue teil.
Körber-Stiftung/David Ausserhofer
Der nächste Wettbewerb startet am 1. September 2016