Eine Preisträgerin über den Geschichtswettbewerb

In knapp vier Monaten beginnt der neue Geschichtswettbewerb. Wie das neue Thema lautet, können wir noch nicht verraten. Aber wir möchten schon einmal einen kleinen Einblick in den Wettbewerb bieten. Dazu haben wir mit Clara Hammermann gesprochen. Sie macht in diesem Jahr Abitur und hat beim Geschichtswettbewerb 2020/21 einen Landespreis und einen dritten Bundespreis gewonnen. Damit gehört ihre Arbeit zu den 50 besten von 1349 Beiträgen.

Clara, kannst Du einmal beschreiben, worum es in Deiner Arbeit geht?
Meine Arbeit ist unter dem Thema des Wettbewerbs „Sport macht Gesellschaft“ entstanden. Da jede Arbeit einen regionalen Bezug haben soll, habe ich mich dazu entschieden, über ein Turnfest zu schreiben, welches im Jahr 1935 in Gießen stattgefunden hat. Dabei habe ich mich vor allem darauf konzentriert herauszufinden, wie die Nationalsozialisten ihre Ideologie durch diese Veranstaltung in der Gesellschaft verbreitet haben und wie sich dieses auf die Stadt und ihre Bewohner ausgewirkt hat.

CHammermannClara Hammermann und Malaika Berhe zu Gast beim Bundespräsidenten in Schloss Bellevue anlässlich der Bundespreisverleihung am 16. November 2021.

Wie bist Du auf das Thema gekommen?
Einer meiner Tutoren, Herr Geibel, hatte eine der Akten im Stadtarchiv entdeckt und mir davon erzählt. Das Thema hat mir direkt gefallen und somit hatte ich mich relativ schnell dafür entschieden und konnte anfangen zu recherchieren.
Wo hast Du Quellen gefunden und gab es bei der Suche nach Quellen auch Fehlschläge?
Meine Grundlage waren zwei Akten aus dem Stadtarchiv Gießen. Hinzu kamen alte Ausgaben des Gießener Anzeigers, welche vor allem auch Bildmaterial lieferten. Außerdem konnte mir Ingrid Hubing vom Deutschen Turnerbund Ausgaben der damaligen Deutschen Turnzeitung beschaffen.
Trotzdem kam es auch zu einigen Fehlschlägen bei Suche nach Quellen. Beispielsweise war bekannt, dass ein Festbuch existierte, doch dieses konnte ich nirgendwo auftreiben
Du bist also im Stadtarchiv gewesen. Wie bist Du dort vorgegangen?
Bei meinen Besuchen im Stadtarchiv wurden mir die Akten vorgelegt, woraufhin ich diese alleine durchsuchen und scannen konnte. Der Vorteil des Scannens lag darin, dass ich mir dadurch alle Quellen in Ruhe zuhause angucken und die wichtigen Inhalte markieren konnte.
Bei Fragen konnte ich mich immer an die Fachleute des Stadtarchivs wenden, die mir auch dabei halfen weitere Bilder für meine Arbeit zu finden.
Du hast ja die Arbeit neben den normalen Hausaufgaben, Klausuren usw. geschrieben. Wie hast Du das alles zeitlich unter einen Hut gebracht?
Natürlich war es eine zusätzliche Herausforderung, da man auch ohne die Teilnahme an solch einem Wettbewerb genug für die Schule machen muss. Jedoch konnte man sich die Arbeit gut aufteilen und so immer mal wieder einen Moment finden, in dem man weitergearbeitet hat. Während der Klausurenphase habe ich z.B. sehr wenig an meinem Beitrag gearbeitet und dafür in den letzten Wochen vor der Abgabe umso mehr.
Mal ehrlich: Hast Du nicht manchmal ans Aufgeben gedacht? Wenn ja, warum hast Du schließlich weitergemacht?
Natürlich, gerade als es in der Schule sehr stressig war oder auch im Lockdown war es sehr schwierig Motivation für zusätzliche Arbeit zu finden. Jedoch konnte ich mich durch kleine Erfolge oder Gespräche mit meinen Tutoren immer wieder dazu motivieren weiterzumachen. Vor allem am Ende war es oft frustrierend, da man immer wieder etwas verändert hat und manchmal das Gefühl hatte, nie fertig zu werden. Doch am Ende, als die Arbeit fertig war, habe ich gemerkt, dass alle diese Änderungen die Arbeit immer besser gemacht haben und man konnte so richtig stolz auf sich sein, dass man das Projekt fertig gestellt hat.
Du hattest Unterstützung von gleich zwei Tutoren. Was machen die eigentlich und braucht man die überhaupt?
Also, Tutoren braucht man auf jeden Fall. Neben der oben angesprochenen Motivation, die einem die Tutoren immer wieder geben, kriegt man natürlich auch viele wichtige fachliche Tipps. Sie helfen dabei die richtige Auswertungsmethode zu finden und erklären z.B., welche formalen Vorgaben man beachten muss. Außerdem kommt es häufig vor, dass man manche Dinge in den Quellen nicht versteht, da es z.B. an Hintergrundwissen fehlt, welches die Tutoren mitbringen. Natürlich haben die Tutoren auch eine andere Sichtweise auf die Arbeit,
finden beim Lesen immer wieder kleine Fehler und haben Verbesserungsvorschläge, auf die man selber nicht gekommen wäre.
Nach der ganzen Arbeit und jetzt dem schönen Preis: Was hat Dir das alles gebracht und was nimmst Du für Deine Zukunft mit?
Durch die Teilnahme habe ich viele Neuen methodische Fähigkeiten erlernt, die mir sofort auch in der Schule bei einigen Aufgaben halfen, aber auch sicherlich später im Studium hilfreich sein werden. Denn wie man so eine große Hausarbeit schreibt und wie man z.B. Fußnoten richtig verwendet, lernt man im normalen Unterricht nicht. Darüber hinaus habe ich viele tolle Erfahrungen gemacht, wie beispielsweise im Stadtarchiv zu arbeiten.
Ein riesiger Vorteil ist auch, dass man viele neue Leute kennenlernt, wie andere Schüler, die auch am Wettbewerb teilgenommen haben. Wenn man nun das Glück hat, auf eine der Preisverleihungen zu gehen, lernt man sogar verschiedene Teilnehmer aus ganz Deutschland kennen und kann sich mit ihnen über ihre Themen und Interessen austauschen.
Warum würdest Du empfehlen, unbedingt einmal am Geschichtswettbewerb teilzunehmen?
Durch eine Teilnahme am Geschichtswettbewerb lernt man unabhängig davon, ob man letztendlich einen Preis gewinnt oder nicht, unglaublich viel. Neben all den tollen Erfahrungen, die man macht, welche ich eben bereits angesprochen habe, beschäftigt man sich mit der Geschichte seiner Region und arbeitet diese auf. Man erfährt Dinge über z.B. die Stadt, in der man lebt, die man sonst nie herausgefunden hätte und kann diese mit anderen
teilen. Denn unsere Geschichte sollte nicht vergessen werden. Es ist wichtig sich damit auseinanderzusetzen und der Geschichtswettbewerb ist eine ausgezeichnete Möglichkeit dafür.

Die Fragen stellte Christoph Geibel. Er hat zusammen mit Dr. Steffen Boßhammer die Arbeit Claras betreut.

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