Justin Döpp: Sunlight on Brownestones

Sie standen am Meer. Die Sonne schien. Doch sie spendete ihnen keinen Trost. Sie sprachen nicht miteinander, aber beide fühlten dasselbe. Dasselbe erdrückende Gefühl der Verzweiflung. Sie waren hier auf ihrer Hochzeitsfeier. Auf der Hochzeitsfeier, die sie nie hatten haben wollen. Doch ihre Familien wollten es. Seine brauchte das Geld, ihre das Ansehen. Also hatten sie geheiratet. Beide mit demselben Pflichtbewusstsein gegenüber ihren Familien. Und sie hassten sich. Sich, ihre Familien, das Haus, die Sonne, das Meer. {gallery}2013/OVAG,single=Edward_Hopper_05.jpg,salign=right,width=300{/gallery}Sie hasste seine arrogante, überhebliche Art und seinen widerwärtigen Gestank nach Rauch. Er hasste ihr verbissenes, verlogenes Benehmen und ihr falsches Lachen, welches sie bei jeder Gelegenheit aufsetzte. Auch auf der Hochzeit hatte sie gelächelt, auch bei den Glückwünschen der Gäste. Und er hatte ständig seine Zigarette im Mund, seit sie ihn kannte, selbst hier. Doch in diesem Moment, als die Sonne sich am Horizont im Wasser brach, waren sie sich einig, als Leidgenossen. Nun war ihnen klar, dass sie den Rest ihres Lebens miteinander verbringen mussten. Jeder wollte es so; die Interessen der beiden waren nicht von Bedeutung. ,,Das Essen ist fertig, wir warten alle auf das Brautpaar!", rief ein Verwandter. Ohne sich anzusehen gingen sie zurück ins Haus. Dieses Mal jedoch lächelte sie nicht; dieses Mal ließ er die Zigarette fallen. Schweigend gingen sie hinein, Hand in Hand, wie es erwartet wurde. Die Glut der Zigarette verlosch im Sand. Die Sonne war untergegangen.

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