Sechs Landespreise, zwei Förderpreise und ein Schulpreis beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten

Seit vielen Jahren beteiligen sich Schülerinnen und Schüler des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. So auch im vergangenen Schuljahr. Insgesamt wurden aus unserer Schule zwanzig Arbeiten eingereicht, die von den Tutoren Isabel Leiter-Münch, Christoph Geibel, Helmut-Georg Kloos und Thorsten Rohde betreut wurden.

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Sarah Noske: Erinnerung an die Kriegsverbrechen in der Toskana 1944

„Wie wird in Ihrer Familie an den Zweiten Weltkrieg erinnert?“

„Inwiefern haben Sie vergeben?“

„Auf welche Art und Weise wird in Ihrer Familie mit den Taten Ihres Vaters umgegangen?“

Das sind nur einige wenige von den Fragen, die deutsche Preisträger des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten und italienische Preisträger des dortigen Geschichtswettbewerbs Zeitzeugen stellen konnten. Im Rahmen des von der Körber-Stiftung initiierten Eustory Networks durften 11 Jugendliche, darunter sowohl Italiener als auch Deutsche, sich vom 28. 6. bis 6. 7. 2014 in der Toskana auf Spurensuche begeben. Gerade gegen Ende des Krieges fanden in Italien, speziell in der Toskana, eine Vielzahl von Kriegsverbrechen statt. Diese richteten sich nicht nur gegen die italienischen Zivilisten, durchgeführt von Anhängern der Waffen-SS, sondern auch gegen deutsche Soldaten, durchgeführt von Partisanen. 

Auf Grund dieser Geschehnisse fanden wir uns zusammen und recherchierten und forschten in Castelnuovo Berardenga. Denn auch hier fanden Massaker gegen italienische Zivilisten statt. Wir führten sowohl Gespräche mit italienischen Opfern, die während der Tat noch Kinder waren, als auch mit Kindern von Tätern. Darüber hinaus besuchten wir auch die Orte der Massaker und Christiane Kohl, eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin, die sich seit vielen mit den Krieg verbrechen gegen die italienische Zivilbevölkerung beschäftigt, gab uns einen vielschichtigen Einblick in die Geschehnisse, die gegen Ende des Krieges stattfanden. Wir wurden auch Zeugen von Begegnungen von Opfer und Tätern und viel mehr auch von Vergebung. Aus bloßen Zahlen wurden persönliche Geschichten und Schicksale. 

Noske01Wir führten nicht nur Zeitzeugengespräche, sondern konnten auch an dem Historiker-Konvent teilnehmen, der zur gleichen Zeit auch in Castelnuovo Berardenga stattfand. Wir beschäftigten uns auch mit der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in der eigenen Familie, um einen persönlichen Bezug herstellen zu können. Kerstin von Lingen, eine Wissenschaftlerin von der Universität Heidelberg gab uns direkt zu Beginn einen Einblick in den historischen Kontext, sodass wir die einzelnen Geschehnisse auch richtig einordnen konnten. 

Schließlich konnten wir das italienisch-deutsche Theaterprojekt „Blutige Aprikosen“, das Ulrich Waller inszeniert hat und sich speziell mit den deutschen Kriegsverbrechen auseinandersetzt, besuchen. 

Noske02Im Großen und Ganzen beschäftigten wir uns mit der Erinnerungskultur und deren Notwendigkeit. Durch die deutsch – italienische Zusammenarbeit, die durch Dolmetscher unterstützt wurde, bekam man von beiden Seiten Einblicke, die wir schließlich zu einem Gesamtbild zusammenfügen konnten. Ähnlich verhielt es sich auch mit den Gesprächen, die wir mit den Zeitzeugen führten. 

Doch eines war gerade den italienischen Zeitzeugen wichtig: Ein geeintes Europa ist eine einmalige Chance auf Frieden und gerade die nachfolgenden Generationen sollten gewillt sein, diesen zu erhalten. Frieden und Zusammenarbeit ist nur durch Erinnerung und eine gemeinsame Erinnerungskultur möglich. Wir müssen erinnern, um den Schrecken der Vergangenheit nicht wiederkehren zu lassen. Vielmehr sollten wir uns von jeder Ideologie und jedem Fanatismus fernhalten, um Zusammenhalt über die Grenzen hinweg zu ermöglichen. 

Sarah Noske hat 2014 das Abitur abgelegt. 2013 nahm sie zusammen mit Marie Püchner am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teil. Ihre Arbeit wurde mit einem Landespreis ausgezeichnet. 

 

LLG nach Schulpreis in Hessen bundesweit auf Platz zwei

Zur Bundespreisverleihung des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue

Zum Abschluss des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten zum Thema „Vertraute Fremde – Nachbarn in der Geschichte“ hatte die verantwortliche Körber-Stiftung nach Berlin geladen. Von den erneut überaus erfolgreichen Teilnehmern des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums konnten sich Daniel Erb (Klasse 9a) und Annemarie Scheld (Qualifikationsphase 11) über eine Einladung freuen. Begleitet wurden die beiden von ihrem Tutor Christoph Geibel und Isabelle Leiter-Münch.

Preisverleihung Geschichtswettbewerb

{gallery}2013/Ge_Eh{/gallery}Foto: Kerstin Bänsch

LLG landesbeste Schule im Geschichtswettbewerb

Preisverleihung im Hessischen Landtag

Anlässlich der Landespreisverleihung des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten 2012/2013 hatte sich am Montag eine Delegation des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums mit Preisträgerinnen und Preisträgern, Tutoren und Schulleiterin Antje Mühlhans in Begleitung von Stadtarchivar Dr. Ludwig Brake auf den Weg nach Wiesbaden gemacht. Im Rahmen der etwa eineinhalbstündigen Feier erklang mehrfach Kirsten Pörschkes Satz an einen Gießener Preisträger: „Komm bitte nach vorne, dein Tutor, Herr Geibel ist schon hier.“ Dieser Satz der Moderatorin stand sinnbildlich für den Erfolg der Gießener Schülerinnen und Schüler, die außer von Christoph Geibel von Johannes Adamietz, Elisa Gerth, Helmuth Kloos, Isabelle Leiter-Münch und Thorsten Rohde betreut worden waren.

Insgesamt elf Landespreise, die jeweils mit 250 Euro dotiert sind, gingen ans LLG. Die Jury lobte unter anderem, dass die jungen Forscher in ihren Wettbewerbsbeiträgen zum Thema „Vertraute Fremde. Nachbarn in der Geschichte“ die „emotionale Distanz gewahrt“ hätten, was selbst Profis schwer falle, während andere „emotional sehr dichte Beiträge“ verfasst und sich richtig in die Geschichte „eingegraben“ hätten. Im Anschluss an die Einzelwürdigungen war es für die Anwesenden keine Überraschung, dass das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium zur landesbesten Schule ausgezeichnet wurde.

Urkunden und Glückwünsche erhielten die Preisträger diesmal im Medienraum des Plenargebäudes von Peter von Unruh, Direktor des Hessischen Landtags und Dr. Klaus Wehmeier, Vorstand der Körber-Stiftung. Zuvor war dem Publikum durch eine Lesung aus Arbeitsberichten verschiedener Wettbewerbsbeiträge die Leistung der Teilnehmerinnen vor Augen geführt worden. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde durch zwei beeindruckende Gesangsbeiträge der 17-jährigen Wiesbadenerin Mira Seyfettinoglu.

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